Ausstellung Carl Lutz
Sehr eindrückliche Ausstellung und
Gottesdienst
In der römisch-katholischen Kirche Möhlin war
in der vergangenen Woche die Ausstellung über den Schweizer
Vizekonsul Carl Lutz (1895–1975) zu sehen, der in den Jahren1944/45
ungefähr 60'000 ungarischen Juden das Leben gerettet hat.
Auf den sechs Stellwänden mit je drei Seiten
wurden viele reich bebilderte Aussagen von Zeitzeugen, Texte von
Zeitungen und andere gut illustrierte Dokumente gezeigt.
Diese Ausstellung wurde von der Weltgruppe
Möhlin organisiert und durchgeführt.
Am Sonntagsgottesdienst zog die Tochter von
Carl Lutz, Agnes Hirschi, die Gottesdienstbesucherinnen und
-besucher in ihren Bann mit der Schilderung der schrecklichen
Geschehnisse in Budapest in den Jahren nach dem Einmarsch der
nazideutschen Wehrmacht.Die Familie musste z.B. mehrere in einem
Keller Unterschlupf finden.
Carl Lutz gelang es mit einer List, viel mehr Menschen zu retten,
als dies ihm offiziell von der deutschen Regierung gestattet war,
indem er die Ausreisevisa für die zugewiesene Anzahl Auswanderer
diese nicht, wie eigentlich gedacht, auf einzelne Personen
ausstellte, sondern auf ganze Familien.
Nach dem Krieg wurde er in verschiedenen Ländern hoch geehrt: Israel
ernannte ihn als ersten Schweizer zu einem «Gerechten unter den
Völkern», die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm ihre höchste
Auszeichnung, das „Grosse Bundesverdienstkreuz“, die Vereinigten
Staaten ehrten ihn bereits drei Jahre nach dem Krieg mit der
«Liberty Medal» für besonderen Mut, aber in der Schweiz blieb Carl
Lutz zu Lebzeiten jede offizielle Anerkennung versagt mit einer
Ausnahme: 1963 ernannte ihn seine Heimatgemeinde Walzenhausen (AR)
zu ihrem Ehrenbürger.
Erst 1995, also zwanzig Jahre nach seinem Tod,
wurde Carl Lutz zusammen mit dem St. Galler Polizeikommandanten Paul
Grüninger vom Parlament und Bundesrat offiziell «rehabilitiert».
Wohl nicht zufällig in jenem Moment, in dem die Schweiz
international in die Kritik wegen der sogenannt nachrichtenlosen
jüdischen Vermögen auf Schweizer Bankkonten geraten war. Jetzt war
der Zeitpunkt gekommen, in dem sich auch die offizielle Schweiz
gerne «ihrer» Helden erinnerte, die in einem Akt der Zivilcourage
ihrem Gewissen mehr Gewicht als der sturen Pflichterfüllung gegeben
hatten.
Seine Tochter Agnes Hirschi gründete die Carl Lutz-Stiftung, die die
Ausstellung schuf, zuerst in ungarischen Sprache, welche in Budapest
mit grossem Erfolg gezeigt wurde. Dann wurde sie ins Englische
übersetzt, und sie machte eine Tournee in den USA, und zum Schluss
übersetzte Agnes Hirschi sie ins Deutsche, und im Jahr 2013 nahm die
Ausstellung ihren Lauf durch die Schweiz, angefangen im Bürgerort
von Carl Lutz, in Walzenhausen.
Es folgten weitere Orte, so z.B. Zürich in der
Peterskirche, wo zwei Mitglieder der Weltgruppe sie besuchten und so
beeindruckt waren, dass sie beschlossen, die Ausstellung auch nach
Möhlin zu bringen. Es folgten Windisch, Luzern und etliche andere
Orte. Die letzte Ausstellung vor Möhlin war in der israelitischen
Gemeinde in Basel.
Die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher zeigten sich tief beeindruckt von Agnes Hirschis Bericht und von der Ausstellung.